Seit über 450 Jahren eine feste Größe

Dass der Schützenverein Müllenbach auf eine mehr als 450-jährige Historie zurückblicken kann, ist einer Majestät zu verdanken – wie sollte es anders sein?

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen – genauer gesagt, die Abteilung des Innern seiner Königlichen Regierung in Köln – schrieb am 15. September 1858 an den Landrat und verlangte eine Beschreibung der hiesigen Schützenfest-Zustände. Des Königs Wunsch war auch den Müllenbachern Befehl.

Hofstaat

Der damalige Schrift- und Kassenführer Lebrecht Wahlscheid zitierte in einem Brief an den Bürgermeister vom 8. Oktober 1858 die „Spezialgeschichte des Kirchspiels Gummersbach“. Die hatte Johann Friedrich Frantz von Steinen verfasst, der von 1784 bis 1819 Gummersbacher Pfarrer war. Von Steinen schrieb, dass das Schützenfest zu Müllenbach bereits seit rund 300 Jahren besteht und jährlich an zwei Tagen gefeiert wird. Eine Abschrift von Wahlscheids Antwortbrief an die Königliche Regierung tauchte gut 70 Jahre später – im Jahr 1929 – in einer alten Bibel der Familie Wernscheid auf.

Dass ihr Verein eine bereits so lange Vergangenheit hat, war sich der damalige Vorstand mit Friedrich Wirth an der Spitze gar nicht bewusst. Wirth rechnete: Wenn der alte Schriftführer Wahlscheid der Majestät von Preußen im Jahr 1858 berichtet, das Schützenfest werde bereits seit 300 Jahren gefeiert, dann muss der Verein 1557 gegründet worden sein – wenn nicht schon früher. Der Vorstand von 1929 legte die Zahl als Gründungsjahr fest und feierte noch im selben Jahr das 372. Müllenbacher Schützenfest mit einer neuen Fahne.

Bereits seit 600 Jahren wurden Schützen- und Volksfeste im Bereich der damaligen Herrschaft Gimborn-Neustadt gefeiert, wozu auch Müllenbach gehörte. Der Brauch des einst heidnischen Vogelschießens ist seit dem frühen Mittelalter überliefert. So ist sicher, dass die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse um 1557 durchaus geeignet waren, um Schützenfeste und Schießen abzuhalten. Im Burghaus südlich der Kirche residierten nachweislich seit dem 14. Jahrhundert die Herren von Moellenbeck, die in der Mehrzahl Vögte zu Neustadt und Gummersbach waren. Von Steinen berichtet, dass der in Gervershagen wohnende Hauptmann von Omphal 1732 einigen jungen Gesellen Holz für eine neue Vogelruthe gab. Gegen des Kirchenvorstandes Gutbefinden wählten die Gesellen des Hauptmanns Buben zu ihrem Hauptmann und begannen zu Pfingsten mit dem Vogelschießen – nachdem dieses rund 100 Jahre geruht hatte.

Hauptmann Johann WetteIm Jahr 1819 war der Müllenbacher Schützenverein laut Akten aus dem Bürgermeisteramt im Besitz einer rotseidenen Fahne. Für das Jahr 1835 ist festgehalten, dass Peter Ihne Vereinsmitglied wurde. Ein Jahr darauf, 1836, ist Franz Resling als Schützenkönig genannt, und 1843 trat Johann Wette seinen Dienst als Hauptmann an – historische Daten, die sich in großer Zahl bis heute fortsetzen lassen. Dass das Schützenwesen bei den Bewohnern des alten Kirchspiels Müllenbach seit jeher tief verwurzelt ist, zeigen auch die Notzeiten: Krieg oder Krise waren gerade erst überstanden, da wurde in Müllenbach schon wieder gefeiert – viel früher als in benachbarten Ortschaften.